Die 10 beliebtesten Cocktails sind nicht nur Trendlisten, sondern eine kleine Kulturgeschichte im Glas. Wer versteht, warum diese Drinks seit Jahrzehnten (manche seit Jahrhunderten) funktionieren, wählt im Bar-Menü souverän – und kann zu Hause solide, wiederholbare Ergebnisse mixen. Im Folgenden gehen wir chronologisch vor: Von den frühen Spirit-forward-Klassikern über die Sour-Familie bis zu cremigen Tiki-Ikonen und modernen Publikumslieblingen. Zu jedem Drink findest du kurze Einordnung, Rezept (mit ml-Angaben) und Technik-Tipps. So werden die 10 beliebtesten Cocktails greifbar – geschmacklich und handwerklich.

Maße & Basics: 1 cl = 10 ml. „Auf Eis rühren“ bedeutet rühren, nicht schütteln. Frischer Zitrussaft ist Pflicht. Spirituosen und Vermouth möglichst kühl lagern. Verantwortungsbewusst genießen.

Die 10 beliebtesten Cocktails chronologisch mit Rezepten

1) Old Fashioned (Frühes 19. Jahrhundert) – Minimalismus mit Tiefe

Der Old Fashioned gilt als archetypischer Cocktail: Spirituose, Zucker, Bitters, Wasser – mehr braucht es nicht. Er zeigt, wie präzise Verdünnung und Temperatur den Charakter bestimmen.

Rezept (im Tumbler, gerührt):

  • 60 ml Rye oder Bourbon
  • 1 Barlöffel Zuckersirup (1:1) oder 1 Zuckerwürfel
  • 2-3 Dashes Angostura Bitters
  • Großes Eis („Rock“)
  • Orangen- oder Zitronenzeste

Zubereitung:

  1. Sirup/Zucker und Bitters in den Tumbler geben; bei Zuckerwürfel kurz mit einem Spritzer Wasser anlösen.
  2. Whiskey und einen großen Eisblock zugeben.
  3. 15-20 Sekunden im Glas rühren, bis der Drink kalt und seidig ist.
  4. Zeste über dem Glas ausdrücken (Öle) und an den Glasrand reiben; optional einlegen.

Tipp: Mit einem großen, klaren Eisblock bleibt der Drink länger strukturiert und verwässert weniger.

2) Whisky Sour (1860er) – die Blaupause der Sours

Gedruckt seit 1862, ist der Whisky Sour die Sour-Grammatik in Reinform: Spirituose + Zitrone + Zucker, optional Eiweiß für seidigen Schaum.

Rezept (im Coupette-Glas, geschüttelt):

  • 60 ml Bourbon oder Rye
  • 25 ml frischer Zitronensaft
  • 15 ml Zuckersirup (1:1)
  • (Optional) 20 ml Eiweiß oder 20 ml Aquafaba
  • 2 Dashes Angostura (für die Schaumoberfläche)

Zubereitung:

  1. (Mit Eiweiß) Dry Shake ohne Eis 10 Sekunden.
  2. Eis zugeben, 10-12 Sekunden kräftig schütteln.
  3. Doppelt in ein gekühltes Glas abseihen.
  4. Bitters als Punkte auf die Schaumkrone setzen und mit einem Zahnstocher marmorieren.

Tipp: Zu süß? Sirup auf 10 ml reduzieren. Zu sauer? Sirup auf 20 ml erhöhen. Balance ist der Schlüssel.

3) Manhattan (1870er) – Grain trifft roten Vermouth

Der Manhattan verbindet würzigen Rye (oder weicheren Bourbon) mit süßem Vermouth und Bitters; gerührt, nicht geschüttelt – klar und elegant.

Rezept (im Nick-&-Nora-Glas, gerührt):

  • 50 ml Rye oder Bourbon
  • 25 ml roter Vermouth
  • 2 Dashes Angostura Bitters
  • Kirsche oder Zitronenzeste

Zubereitung:

  1. Alle Zutaten mit reichlich Eis im Rührglas 20-25 Sekunden rühren.
  2. In ein gut gekühltes Glas abseihen.
  3. Mit Kirsche garnieren oder Zeste über dem Drink ausdrücken.

Varianten: Perfect Manhattan = je 12,5 ml roter und trockener Vermouth; Dry Manhattan = trockener Vermouth, Zitrone statt Kirsche.

4) Dry Martini (um 1900/1910) – Kälte, Klarheit, Präzision

Ikone der Trockenheit: Gin (oder Vodka) und trockener Vermouth, eiskalt gerührt. Ein Martini steht und fällt mit Temperatur und Vermouth-Frische.

Rezept (im Cocktailglas, gerührt):

  • 60 ml Gin (klassisch) oder Vodka (moderner)
  • 10-15 ml trockener Vermouth (je nach Trockenheitsgrad)
  • Zitronenzeste oder Olive

Zubereitung:

  1. Zutaten mit viel, sehr kaltem Eis 25-30 Sekunden rühren.
  2. In ein gefrostetes Glas abseihen.
  3. Zeste ausdrücken oder Olive einlegen – beides nie gleichzeitig.

Tipp: „Nasser“ = 20 ml Vermouth; „Bone Dry“ = nur Rinse oder wenige Tropfen.

5) Daiquiri (frühes 20. Jahrhundert) – die Essenz von Rum, Limette, Zucker

Der kubanische Klassiker ist ein lehrbuchmäßiger Sour: kristallklar im Geschmack, wenn frisch gemixt.

Rezept (im Coupette-Glas, geschüttelt):

  • 60 ml weißer Rum
  • 25 ml frischer Limettensaft
  • 15 ml Zuckersirup (1:1)

Zubereitung:

  1. Mit Eis 10-12 Sekunden kräftig schütteln.
  2. Doppelt in ein vorgekühltes Glas abseihen.

Tipp: Limette ist kräftiger als Zitrone – 15 ml Sirup sind ein guter Startpunkt. Zu trocken? Auf 20 ml erhöhen.

6) Negroni (1919) – bitter, süß, kräuterig

Gleiche Teile, großer Charakter: Gin, roter Vermouth, Campari. Der Negroni ist Aperitif und Statement zugleich.

Rezept (im Tumbler, gerührt):

  • 30 ml Gin
  • 30 ml roter Vermouth
  • 30 ml Campari
  • Großes Eis
  • Orangen-Zeste

Zubereitung:

  1. Zutaten mit Eis im Rührglas 15-20 Sekunden rühren.
  2. Über frisches, großes Eis in den Tumbler abseihen.
  3. Zeste großzügig ausdrücken und einlegen.

Tipp: Zu bitter? Verhältnis auf 1,5 : 1 : 1 (Gin : Vermouth : Campari) anpassen.

7) Mojito (moderne Form ab 1930er) – Highball mit Kräuterkick

Ahnherr ist der kubanische „Draque“, die heutige Form lebt von frischer Minze und Kohlensäure. Ein Crowd-Pleaser – wenn er nicht zerdrückt wird.

Rezept (im Highball, aufgebaut):

  • 50 ml weißer Rum
  • 25 ml frischer Limettensaft
  • 15 ml Zuckersirup (1:1)
  • 8-10 frische Minzblätter (+ Zweig als Deko)
  • Sodawasser zum Auffüllen
  • Eiswürfel

Zubereitung:

  1. Minze sanft mit Sirup und Limettensaft andrücken (nicht zerreißen).
  2. Rum und Eis ins Glas geben, kurz umrühren.
  3. Mit kaltem Soda auffüllen, vorsichtig durchheben.
  4. Minzzweig anklatschen (Öle lösen) und einstecken.

Tipp: Feiner Rohrzucker löst schlecht – Sirup verwenden, der Drink bleibt klarer.

8) Margarita (1930er/40er) – salzig-zitronig mit Orangenakzent

Die berühmteste Tequila-Sour. Der Salzrand ist stilprägend, aber kein Muss; wichtig ist die Balance zwischen Limette und Orangenlikör.

Rezept (im Coupette-Glas, geschüttelt):

  • 50 ml Tequila Blanco (100 % Agave)
  • 20 ml Cointreau/Triple Sec
  • 20 ml frischer Limettensaft
  • Feines Salz für den halben Glasrand (optional)

Zubereitung:

  1. Glasrand halbseitig mit Limette anfeuchten, in Salz tippen.
  2. Zutaten mit Eis 10-12 Sekunden schütteln.
  3. Doppelt in das gekühlte Glas abseihen (ohne Eis).

Varianten: Tommy’s Margarita mit 20 ml Agavendicksaft statt Orangenlikör für ein agavetoniges Profil.

9) Piña Colada (1950er/60er) – cremig, aber mit Säure

Urlaub im Glas – Rum, Ananas, Kokos. Die Kunst liegt darin, Süße mit Säure zu balancieren, damit die Textur trinkbar bleibt.

Rezept (im Fancy-Glas, geblendet oder kräftig geschüttelt):

  • 45 ml weißer Rum
  • 30 ml brauner/Gold-Rum (optional, für Tiefe)
  • 90 ml frischer Ananassaft
  • 30-40 ml Kokoscreme
  • 10-15 ml frischer Limettensaft
  • Eiswürfel (blenden) oder kräftig schütteln

Zubereitung:

  1. Alle Zutaten mit Eis blenden (kurz, bis cremig) oder kräftig schütteln und auf frisches Eis abseihen.
  2. Mit Ananasspeer/Blatt dezent garnieren.

Tipp: Ohne Limette kippt die Colada schnell ins Pappsüße. 10 ml reichen oft, 15 ml bei sehr süßer Kokoscreme.

10) Espresso Martini (1980er) – moderner Crowd-Pleaser

Vodka trifft frischen Espresso und Kaffeelikör. Kalt, leicht süß, mit feinporiger Crema – perfekt als Abschluss.

Rezept (im Cocktailglas, hart geschüttelt):

  • 45 ml Vodka
  • 25 ml frischer, abgekühlter Espresso
  • 20 ml Kaffeelikör
  • 5-10 ml Zuckersirup (nach Geschmack)
  • 3 Kaffeebohnen (Garnitur)

Zubereitung:

  1. Alle Zutaten mit viel Eis hart 12-15 Sekunden schütteln.
  2. Doppelt abseihen, damit keine Splitter die Crema stören.
  3. Mit drei Kaffeebohnen garnieren.

Tipp: Espresso frisch beziehen und kurz ausdampfen lassen, sonst bricht die Crema.

Technik, Balance, Zutatenqualität – warum diese zehn funktionieren

Quer durch die Liste erkennst du Muster: Rühren für klare, alkoholbetonte Drinks (Old Fashioned, Manhattan, Martini, Negroni), Shaken für Sours (Daiquiri, Whisky Sour, Margarita) und Aufbauen/Highball für Frische (Mojito). Der gemeinsame Nenner ist Balance: Stärke, Süße, Säure/Bitterkeit und Verdünnung im Gleichgewicht. Genau deshalb tauchen die 10 beliebtesten Cocktails rund um die Welt in Karten auf – sie sind robust gegenüber kleinen Variationen und „lehren“ dir die Grammatik der Bar.

Qualitäts-Check kurz & knapp:

  • Zitrus frisch gepresst; Sirups definiert (1:1).
  • Eis groß, kalt, trocken – es ist eine Zutat, kein bloßes Kühlelement.
  • Vermouth gekühlt lagern (oxidationsanfällig).
  • Zesten ausdrücken (Öle), nicht nur dekorieren.
  • Maßarbeit statt Freestyle – dann bewusst variieren.

Orientierung nach Geschmack – dein schneller Kompass

  • Trocken und klar: Dry Martini, Manhattan.
  • Bitter-aromatisch: Negroni.
  • Sauer-frisch: Daiquiri, Whisky Sour, Margarita.
  • Spritzig/leicht: Mojito.
  • Cremig-tropisch: Piña Colada.
  • Süß-bitter mit Koffein: Espresso Martini.

Die 10 beliebtesten Cocktails souverän beherrschen

Am Ende sind die 10 beliebtesten Cocktails weniger eine Liste als ein Werkzeugkasten: Wer die Prinzipien dahinter versteht und die Rezepte sauber umsetzt, kann für fast jede Stimmung einen passenden Drink bauen – zu Hause wie in der Bar. Nutze frische Zutaten, achte auf Eis und Technik, halte die Balance im Blick und passe dezent an deinen Geschmack an. So werden Klassiker nicht zur Dogmatik, sondern zu verlässlichen Begleitern – vom ruhigen Old Fashioned bis zum lebhaften Mojito, vom trockenen Martini bis zur üppigen Piña Colada.